Das Leben im Schatten des Fanionteams:

Die Geschichte der zweiten Mannschaft beim SV Muttenz ist beinahe so alt wie der Verein selbst. Geprägt wurde diese bis 1988 durch das in unregelmässigen Abständen erfolgte Pendeln zwischen 3. und 4. Liga. Just zu Beginn der 50er Jahre schaffte das Zwei in überzeugender Manier erstmals den Sprung in die 3. Liga. In den Jahren bis zum letzten Wiederaufstieg 1988 benutzte das Reserveteam noch viermal den Ligalift, wobei die Dauer der Aufenthalte in der 4. Liga erfreulicherweise immer kürzer wurden. Den letzten beiden Relegationen folgte jeweils gar der sofortige Wiederaufstieg. Interessant dabei war, dass, entgegen heutiger Gepflogenheiten, die beiden Abstiegstrainer (Fritz Sandmeier und Bernhard Bucher) ihre Scharten wieder ausmerzen wollten und ihnen die Chance auch gewährt wurde. Fritz und seine Leute freuten sich dermassen über ihren gelungenen Coup, dass sie kurzerhand ganz Muttenz zur Festwiese erklärten! Der letzte Aufstieg wurde mit dem Gewinn des regionalen Meistertitels der 4. Liga noch speziell aufgewertet.

Die jeweiligen Trainer - nebst den oben erwähnten waren dies auch Erwin Kaltenbrunner, Mario Besutti oder Emil Eggenschwiler - hatten auch früher mit den besonderen Verhältnissen eines Reserveteams zu kämpfen. In ihren Teams kreuzen sich oft die Wege der in der Regel jüngeren Spieler, welche es Richtung erste Mannschaft zieht, mit den meist älteren «Tschütelern», welche von dorther kommen. Je nach Bedarf greifen Trainer der ersten Mannschaft gerne wieder auf «ihre» kürzer tretenden Routiniers zurück oder geben Spielern mit regelmässig guten Leistungen eine Chance, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Entsprechende Auswirkungen haben diese Gegebenheiten auf den Spiel- und Trainingsbetrieb sowie die Bestellung des Kaders einer zweiten Garnitur. Die Aufstellung ist immer wieder geprägt von Ereignissen wie Verletzungen, Sperren oder sonstigen Absenzen in der ersten Mannschaft. Aufgrund dieser Tatsache ist es umso erfreulicher, dass sich das Zwei heute seinen Platz in der 3. Liga gesichert hat. Seit einigen Jahren ist der Name Jürg Zumbrunn eng verbunden mit den Geschicken der zweiten Mannschaft. «Zumbi» ist ein Ur-SVMIer, der überspitzt formuliert ausser Torhüter und Präsident in diesem Verein schon alles einmal gewesen ist. Im folgenden schildert er uns das Leben der Zweiten im Schatten des Fanionteams:

Lässt man die letzten acht Saisons Revue passieren, so fällt auf, dass die 2. Mannschaft zwar immer im Schatten des «Eins» stand - aus vereinspolitischen Überlegungen auch richtig - doch zeigten gerade diese Jahre, dass diese Mannschaft näher an die Spitze gerückt ist. Da ich während sieben Jahren dieser Zeitperiode als Trainer füngierte, kommt mir die Ehre zu, diesen Bereich unseres Vereinslebens anlässlich des «75 Jahr-Jubiläums» zu umschreiben. Da beim Zwei nicht immer die sportlichen Ziele im Vordergrund standen, beinhaltet dieser Rückblick auch gesellschaftliche Höhepunkte.
Nachdem die Aera Banne Bucher zu Ende ging, stand die Verjüngung der 2. Mannschaft an. Diese Verjüngung wurde dann auch sukzessive vollzogen, indem immer wieder talentierte A-Junioren eingebaut werden konnten. Dennoch war das Zwei immer wieder darauf angewiesen, mit hochdotierten Routiniers, die es im «Alter» etwas ruhiger nehmen wollten, die Jungspieler zu fördern. Leute wie Peter Kubler, Thomas Baumgartner, Markus Brunner, Erich Portmann, Markus Hauser und Renato Weissen sind nur einige, die genannt werden können.

Ende Saison 88/89 kam es zu einer überdurchschnittlichen Verjüngungskur, da diverse langjährige Teamstützen das Team verliessen, so Urs Lerch, Markus Moser, Rolf Mumenthaler, Jean-Claude Romanens, Daniel Müller, Peter Kubler oder Thomas Baumgartner. Dies war gleichzeitig der Start für einige Jahre «Kampf gegen den Abstieg». Dieser konnte jeweils erfolgreich verhindert werden. Es war auch die Zeit, als die 1. Mannschaft neu von Marcel Hottiger trainiert wurde und die Zusammenarbeit zwischen 1. und 2. Mannschaft immer besser wurde. Zusammen mit Cello Hottiger gelang es mir auch, nach der kurzen Aera Gysin/Kämpfer den Vorstand dafür zu gewinnen, die stärksten A-Junioren via 3. Liga für die 1. Mannschaft aufzubauen. Ab der Saison 93/94 setzte man sich das Ziel, in der starken Gruppe 1 (Oberbaselbiet, Aargau) an der Spitze mitzuspielen. Das neue Konzept sah folgende Schwerpunkte vor:

höhere sportliche Zielsetzungen
bessere Trainingsbedingungen
Verbesserungen im Pflegebereich
Verstärkung des Betreuerstabs (u.a. Coach) verstärkte Zusammenarbeit mit der 1. Mannschaft

Die Neuorientierung trug auch sofort ihre Früchte. Mit Peter Amsler als Coach und mit etlichen hungrigen A-Junioren stand mir plötzlich eine überdurchschnittliche 3. Liga-Mannschaft zur Verfügung. Es waren diese jungen »Winner-Typen», welche die routinierten Spieler (Markus Hauser, Norbert Kohler, Erich Portmann, Renato Weissen) nochmals aufrüttelten. Die Mannschaft stiess in den Spitzenbereich der 3. Liga vor und konnte während den letzten Jahren den Gruppenfavoriten Liestal, Sissach, Möhlin/Riburg und Jugos jeweils Paroli bieten. So erstaunt es nicht, dass unser Zwei heute eine respektierte Grosse in der zweithöchsten Regionalklasse ist und, nach den 2. Schlussrängen der letzten Saisons, auch im Jubiläumsjahr auf dem 3. Rang in der Verfolgerposition die Rückrunde in Angriff nimmt. Jungspieler wie Marc Brunner, Patrick Chèvre, Marco Di Pasquale und Martin Wüthrich werden vielleicht bald den Sprung ins Fanionteam realisieren.

Gesellschaftlich liess die 2. Mannschaft in der Vergangenheit immer wieder durch diverse Mannschaftsausflüge aufhorchen. So war es zu Beginn die Insel Mallorca (El Arenal!), welche sicher den meisten Spielern noch in guter Erinnerung ist. Weitere Ziele waren Düsseldorf, «die längste Theke der Welt», und seit einigen Jahren die Kanarischen Inseln. Aber auch diverse Sportanlässe wie Eishockeyspiele in Bern oder die Bundesliga in Karlsruhe standen immer wieder auf dem Programm. Ski-Weekends auf dem Pizol und ein Besuch des Verkehrsmuseums in Luzern rundeten den gesellschaftlichen Teil ab. Es muss nicht besonders erwähnt werden, dass ich als Trainer unvergessliche Episoden im Umfeld der 2. Mannschaft erleben durfte, auf deren Einzelheiten ich an dieser Stelle verzichten möchte.

So bleibt zu hoffen, dass das «Zwei» den sportlichen Aufstieg weiterverfolgen wird und das Jubiläumsjahr 1996 vielleicht sogar mit dem Höhepunkt «Gruppensieg» beendet werden kann. Für die 2. Mannschaft: Jürg Zumbrunn

Eine Episode, welche der Redaktion zu Ohren kam, wird hier doch noch ausgeplaudert. Auf einer Mallorca-Expedition war die Stimmung zum «Zerreissen». Nachdem anfänglich nur ein Krokodil seinen Platz auf seinem T-Shirt verlassen musste, sollen später noch weitere T-Shirts und Hemden verunstaltet worden sein, so dass die Ausflügler einen ziemlich zerfetzten Eindruck hinterliessen.

2. Mannschaft Saison 1981/82, 4. Liga Gruppensieger, Aufstieg 3. Liga
oben v.l.: F. Sandmeier (Trainer), D. Müller, Th. Baumgartner, B. Gutjahr, B. Tonnazzi, D. Lerch, M. Zürcher
mitte v.l.: P. Haller, M. Moser, A. Guarneri, Th. Kessler, F. Spengler, B. Gisler
unten v.l.: E. Eggenschwiler, K. Schmid, R. Jenny, R. Mumenthaler, P. Schaffter
2. Mannschaft Saison 1992/93
oben v.l.: D. Sollberger, 0. Vogrig, N. Kohler, St. Jakobi, S. Urwyler mitte v.l.: J. Zumbrunn (Trainer), M. Hauser, P. Gysin, R. Greppi, M. Bai, E. Portmann, P. Amsler (Coach) unten v.l.: R. Weissen, U. Bachmann, D. Gutzwiler, R. Werner, M. Di Pasquale, A. Rehmann
2. Mannschaft Saison 1994/95
oben v.l.: W. Dürrenmatt (Technik), E. Portmann, M. Brunner, W. Bernhard, G. Stehrenberger
mitte v.l.: A. Nessi, P. Chèvre, D. Sollberger, R. Greppi, R. Vock, P. Gysin, U. Bachmann
unten v.l.: P. Amsler (Coach), S. Urwyler, R. Legge, R. Werner, R. Weissen, C. Michienzi, J. Zumbrunn (Trainer)
In der Oberbaselbieter-Gruppe sorgt die 2. Mannschaft seit einigen Jahren für Furore. Dies beweisen auch die Zeitungsberichte aus der «Volksstimme», die in Sissach erscheint